Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

Vieles, aber nicht die Regel

(03.04.2019)

Nicht an jeder Zwischenblutung ist der „Wechsel“ schuld: Von Myomen über Krebs bis Stress und Liebeskummer gibt es zahlreiche Ursachen – und Behandlungsmöglichkeiten

Der „Wechsel“, wie das Klimakterium oft auch bezeichnet wird, bringt nicht nur körperliches Unwohlsein mit sich. Er stellt Frauen mittleren Alters vor viele Fragen, raubt wertvollen Nachtschlaf und treibt ihnen oft Schweißperlen auf die Stirn. Oft kommen während dieser Zeit auch noch Blutungsstörungen hinzu. Aber ist daran immer die Menopause schuld? Nein, sagen die beiden Gynäkologinnen Dr. Susanne Merl und Dorothee Vietoris. Wenn es sich bei Blutungen nicht (mehr) um die Periode handelt, kann das viele Ursachen haben.

Dr. Susanne Merl, Chefärztin Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus St. Barbara Schwandorf, und Dorothee Vietoris, Fachärztin im MVZ Innenstadt, boten am Dienstagabend bei einem Patientenforum kompetenten Rat an. Sie appellierten an alle Betroffenen, sich hilfesuchend an ihren Gynäkologen zu wenden. Denn: „Blutungsstörungen können viele Ursachen haben, sind aber nicht die Regel“, stellte die Chefärztin klar.

Um der Ursache von Blutungsstörungen auf die Spur zu kommen, führt der Frauenarzt zunächst eine umfassende gynäkologische Untersuchung durch. Dazu gehören ein Krebsabstrich sowie ein Vaginalultraschall, der in diesem Fall auch von den Krankenassen übernommen wird. Dadurch können organische Ursachen wie Myome oder  Polypen in den meisten Fällen bereits ausgeschlossen werden. In allen unklaren Fällen oder beim Verdacht auf Gebärmutterschleimhautkrebs, erläuterte Dorothee Vietoris, könne eine Gebärmutterspiegelung für Klarheit sorgen. Da zunächst immer Krebs als Ursache ausgeschlossen werden muss, empfahlen die beiden Fachärztinnen dringend, das Angebot der Krebsvorsorge regelmäßig wahrzunehmen.

Diabetes ausschließen

Während bei einer organischen Diagnose  eine Gebärmutterspiegelung mit Ausschabung  oder gegebenenfalls  auch ein operativer  Eingriff ansteht, können Schleimhautveränderung als Blutungsursache zumeist hormonell behandelt werden. Dabei gelte es, erklärte die Chefärztin, das Ungleichgewicht zwischen dem Östrogen und dem Gelbkörperhormon auszugleichen. Weitere Therapieoptionen sind der Einsatz einer Hormonspirale oder die operative Abtragung  der Gebärmutterschleimhaut.

Können organische Gründe, Krebs oder ein hormonelles Ungleichgewicht ausgeschlossen werden, blickt der behandelnde Arzt im Idealfall über den gynäkologischen Tellerrand hinaus: Liegt vielleicht eine Schilddrüsenüberfunktion vor? Leidet die Patientin unter Diabetes? Ist die Leberfunktion gestört? Doch auch die Psyche übt einen großen Einfluss auf die weiblichen Körper aus, betonte Dr. Susanne Merl. So können nicht zuletzt auch Stress, Trauer, Liebeskummer oder große Freude Blutungen außerhalb der Regel auslösen.