Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
Endometriose
Die Endometriose zählt zu den häufigsten gynäkologischen Krankheiten. Es treten kleine Bereiche von Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) auch außerhalb der Gebärmutterhöhle wie beispielsweise in der Muskulatur der Gebärmutter, an den Eierstöcken, am Bauchfell oder sogar an der Lunge auf.
Diese Beschwerden sind äußerst vielfältig und hängen vom jeweils betroffenen Organ ab. Meist suchen betroffene Frauen uns wegen zunehmender Unterbauchschmerzen oder einem unerfüllten Kinderwunsch auf.
Symptome / Was passiert bei der Endometriose?
Die Endometrioseherde reagieren - gleich der normalen Gebärmutterschleimhaut - auf den hormonellen Einfluss von Östrogen und Progesteron. Die Endometrioseherde verändern sich periodisch mit jedem neuen Monatszyklus und bluten zum Zeitpunkt der Menstruation. Eine entscheidende Rolle spielen Östrogene bei der Endometriose, da sie das Wachstum der Endometrioseherde stimulieren.
Man kann die Häufigkeit von Endometriose in der weiblichen Bevölkerung Deutschlands lediglich grob schätzen. Oftmals verläuft die Endometriose ohne Beschwerden und kann ausschließlich durch aufwändige Verfahren diagnostiziert werden. Anzunehmen ist, dass zwischen 7 und 15 Prozent der Frauen im geschlechtsreifen Alter von Endometriose betroffen sind. Liegt Unfruchtbarkeit vor, steigt die Häufigkeit auf bis zu 60 Prozent.
Diagnose
Die Diagnose wird vorwiegend zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr gestellt, spiegelt allerdings keineswegs den Beginn der Erkrankung wieder. Dieser kann bereits Jahre zurückliegen.
Wie wird Endometriose verursacht?
Definierte Ursachen der Endometriose sind bisher ungeklärt, jedoch gibt es
mehrere verbreitete Theorien.
Ausbreitungstheorie:
Während der Menstruation gelangt bei den meisten Frauen ein Teil des Bluts über die Eileiter in den Bauchraum (retrograde Menstruation). Dieses Blut enthält Bestandteile der Gebärmutterschleimhaut, die sogenannten endometrialen Zellen. Diese wiederum sind in der Lage, sich im Bereich des Bauchfells anzusiedeln und zu einem Endometrioseherd heranzuwachsen. Ferner scheinen die Zellen direkt in andere Gewebe einzudringen – beispielsweise in die Muskulatur der Gebärmutter. Eine weitere Verbreitungsmöglichkeit endometrialer Zellen bieten die Lymphwege und Blutbahnen. Untermauert wird diese These durch das Vorkommen von Endometrioseherden in Organen fernab der Gebärmutter, wie beispielsweise der Lunge.
Metaplasietheorie:
Nach der Metaplasietheorie findet bei der Endometriose eine Umwandlung von Gewebe in endometriales Gewebe (Metaplasie) statt. Möglicher Auslöser hierfür könnte eine chronische Reizung beispielsweise aufgrund einer Infektion sein.
Immunologische Theorie und genetische Faktoren:
Normalerweise erkennt unser Immunsystem endometriale Zellen im Bauchraum als ortsfremdes Gewebe und transportiert es ab. Nimmt das Immunsystem diese Aufgabe nicht wahr, können sich die Zellen ansiedeln und Endometrioseherde ausbilden. Zudem wurde eine familiäre Häufung der Endometriose beobachtet. Verwandte ersten Grades einer betroffenen Frau erkranken mit einer höheren Wahrscheinlichkeit.
Was sind die Symptome bei Endometriose?
Endometriose tritt in bis zu 50 Prozent der Fälle symptomfrei auf. Es besteht kein Zusammenhang zwischen Intensität der Beschwerden und Schweregrad der Endometriose. Jedoch treten verschiedene Zyklusstörungen bei einer bestehenden Endometriose gehäuft auf. Betroffene Frauen klagen typischerweise über periodisch auftretende oder andauernde Unterbauchschmerzen sowie eine schmerzhafte Regelblutung. Schmerzen können sogar in den Rückenbereich ausstrahlen. Einige Frauen verspüren Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
Auch eine verlängerte oder sehr starke Regelblutung ist nicht selten der Fall, Schmierblutungen sind möglich. Häufig verbirgt sich hinter einem unerfüllten Kinderwunsch eine unerkannte Endometriose.
Da die Endometrioseherde nicht nur im Bereich der Geschlechtsorgane anzutreffen sind, können folgende Symptome auftreten:
- Darm: Die Darm-Endometriose macht sich durch schmerzhaften Stuhldrang, Durchfall, Verstopfung oder Blähungen bemerkbar. In manchen Fällen tritt auch Blut im Stuhl auf.
- Harnblase: Bei der Harnblasen-Endometriose treten periodisch Schmerzen beim Wasserlassen auf, ebenso kann es zu Blut im Urin kommen.
- Harnleiter: Endometriose in diesem Bereich kann die Harnleiter theoretisch komplett verschließen. Aufgrund dessen, dass die Harnleiter die Harnblase mit den Nieren verbinden, wird durch deren Verschluss Harn bis in die Nieren zurückgestaut.
- Lunge: Die Lunge ist sehr selten von Endometriose betroffen. Haben die Endometrioseherde Kontakt zu den Bronchien, kann es zu periodisch auftretendem Reizhusten und blutigem Auswurf kommen.
- Unfruchtbarkeit (Sterilität), die sich häufig im Verlauf einer Endometriose entwickelt, kann vielfältige Ursachen haben. Endometrioseherde lösen beharrlich eine Entzündung in ihrer Umgebung aus. Diese wiederum beeinträchtigt direkt und indirekt über entstehende Verwachsungen und Vernarbungen die Fruchtbarkeit der Frau. Verwachsungen können beispielsweise den Eileiter komplett verschließen.
Wie wird Endometriose diagnostiziert?
Der Diagnosestellung einer Endometriose voraus geht eine ausführliche Befragung zur Krankheitsgeschichte und zu auftretenden Beschwerden (Anamnese). Im Anschluss erfolgt eine gynäkologische Untersuchung innerhalb der tastbare oder sichtbare Knötchen Hinweise auf eine Endometriose liefern können.
Um die Diagnose zu bestätigen, wird eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt,
bei der Gewebeproben entnommen und untersucht werden.
Bei Verdacht auf eine Darm- oder Blasenendometriose kommt zusätzlich eine Darm- oder Blasenspiegelung zum Einsatz. Um vor einer Operation die genaue Lokalisation und Größe der Gewebeveränderungen bestimmen zu können, werden normalerweise bildgebende Verfahren wie die Ultraschalluntersuchung, seltener eine Computer- (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt.
Therapie
Chirurgische und medikamentöse Therapie, sowie kombinierte Therapieansätze
Die Therapie einer Endometriose kann chirurgisch oder medikamentös erfolgen. Häufig kombiniert man beide Therapieansätze. Eine ausnahmslose Heilung der Endometriose ist bis heute allerdings nicht möglich.
Chirurgische Therapie
Die Operation stellt die effektivste Methode zur Beseitigung der Endometrioseherde dar.
In den meisten Fällen werden diese mittels einer Bauchspiegelung - seltener über einen Bauchschnitt - entfernt. Die operativen Möglichkeiten sind vielfältig, abhängig vom Ausmaß der Endometriose, vom Alter der betroffenen Frau sowie einem möglicherweise bestehenden Kinderwunsch. In eben diesem Fall oder bei bisher nicht abgeschlossener Familienplanung ist das Ziel der Therapie, die Fruchtbarkeit zu verbessern. Es werden möglichst viele Endometrioseherde entfernt und Verwachsungen gelöst. Ist jedoch primäres Ziel die Schmerzlinderung bei bereits abgeschlossener Familienplanung dann werden nach Möglichkeit alle Herde entfernt. Unter Umständen kann dabei sogar ein komplettes Organ – beispielsweise die Gebärmutter - entfernt werden.
Medikamentöse Therapie
Die Endometrioseherde wachsen - gleich der Gebärmutterschleimhaut - unter Östrogen-Einfluss. Hemmt man die Östrogenproduktion im Körper, wird den Endometrioseherden der Wachstumsreiz entzogen. Dieses Ziel verfolgen diverse Hormontherapien. Gemeinsam jedoch ist allen Hormontherapien die Unterdrückung hormoneller Eierstock-Aktivität. Es wird ein den Wechseljahren vergleichbarer Zustand hergestellt, in dem der Östrogenspiegel sinkt. Ziel ist es, im Idealfall die Endometrioseherde rückzubilden oder zumindest deren Wachstum zu hemmen. Zusätzlich werden meist schmerzlindernde Medikamente im Verlauf einer Endometriose eingesetzt.
Kombinierte Therapieansätze
Neben der durchgeführten Hormontherapie kann selbige auch vor einer oder im Anschluss an eine Operation sinnvoll sein. Die Vorbehandlung erleichtert unter Umständen die Operation und verbessert den Operationserfolg. Die Nachbehandlung soll insbesondere das Wachstum neuer oder zurückgebliebener Herde hinauszögern.
Wie verläuft Endometriose?
Im Verlauf einer Endometriose können sich – sofern das Blut aus den Endometrioseherden nicht abfließen kann - Zysten bilden. Wegen ihres bräunlichen Inhalts bezeichnet man diese auch als Schokoladenzysten.
Häufig entstehen diese Zysten an den Eierstöcken. Während der Geschlechtsreife schreitet das Wachstum der Endometrioseherde meist stetig voran. Sowohl chirurgische als auch medikamentöse Therapieansätze bieten bisher nur eine zeitlich begrenzte Lösung.
Innerhalb von fünf Jahren bilden sich bei gut der Hälfte aller betroffenen Frauen neue Endometrioseherde aus. Ein natürlicher Stillstand der Endometriose tritt mit den Wechseljahren aufgrund der nachlassenden Funktion der Eierstöcke ein. In bis zu einem Prozent kann die ursprünglich gutartige Endometriose entarten. Meist betrifft dieses die Eierstöcke.
Kann man Endometriose vorbeugen?
Bis dato gibt es keine wirksame Maßnahme zur Entstehungshemmung einer Endometriose.