Klinik für Kardiologie

„Zeit ist Hirn“: Jede Minute zählt

(25.01.2023)

St. Barbara ist offizielles Mitglied im telemedizinischen Schlaganfallnetzwerk TEMPiS

Ein Schlaganfall kündigt sich nicht an. Zumindest nicht oft. Besonders fatal für Betroffene: Werden sie nicht rasch genug behandelt, können sie bleibende, zum Teil schwere gesundheitliche Einschränkungen davontragen. Teillähmungen der Arme oder Beine zum Beispiel. Oder auch Seh- und Sprachstörungen. Schlaganfälle werden häufig von Blutgerinnseln verursacht. Deshalb zielt die wichtigste Therapie im Falle eines Schlaganfalls auch darauf ab, diese schnell aufzulösen oder zu entfernen. 
 
Was einfach klingt, ist aber ein Fall für Spezialisten. Denn das Medikament für die sogenannte Lysetherapie darf nur von erfahrenen und geschulten Ärzt:innen verabreicht werden. Weil es diese in ländlichen Kliniken oft nicht gibt, wurde 2003 das Schlaganfallnetzwerk „TEMPiS“ gegründet. Dahinter verbirgt sich das Telemedizinische Schlaganfallnetzwerk Südostbayern. Rund um die Uhr können sich angeschlossene Kliniken im Bedarfsfall von Schlaganfallexpert:innen aus den TEMPiS-Zentren der München Klinik Harlaching und der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz – kurz medbo – in Regensburg beraten lassen. 
 
TEMPiS hat sich zu einem der der führenden Tele-Schlaganfall-Netzwerke in Europa entwickelt. Über 10.000 Schlaganfallpatient:innen werden hier jedes Jahr behandelt. 24 Kliniken sind in diese Versorgungsstruktur eingebunden. Das Barmherzige Brüder Krankenhaus St. Barbara Schwandorf ist nun der 25. im Bunde. Als größtes Krankenhaus im Landkreis Schwandorf nimmt es in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie des Krankenhauses Barmherzige Brüder Regensburg schon seit vielen Jahren eine zentrale Rolle in der Behandlung von Schlaganfall-Patient:innen in der Region ein. 
 
„Ergebnis jahrelanger Arbeit“
Vor diesem Hintergrund zeigen sich Geschäftsführer Dr. Martin Baumann, die kardiologische Chefärztin Dr. Elisabeth Bösl und der TEMPiS-Koordinator Dr. Gordian Hubert, Oberarzt Neurologie an der München Klinik Harlaching, mit dem offiziellen Startschuss sehr erfreut darüber, dass nun auch das Krankenhaus St. Barbara ein Teil von TEMPiS ist. „Das ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Weiterentwicklung unseres Krankenhauses. Die Schlaganfallpatient:innen aus Stadt und Landkreis profitieren damit heute wie auch in Zukunft von der telemedizinischen Anbindung und engen Zusammenarbeit mit den überregionalen Schlaganfall- und Interventionszentren des Netzwerks“, fasst Dr. Martin Baumann zusammen. Es sei ganz klar das Ergebnis jahrelanger hochwertiger medizinischer und pflegerischer Arbeit:
 
Die Schwandorfer Zahlen sprechen für sich, führt Dr. Elisabeth Bösl aus: Das Krankenhaus St. Barbara hat „in enger und hervorragender Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg“ allein im vergangenen Jahr über 270 Schlaganfallpatient:innen wohnortnah und qualifiziert versorgt. „Wohnortnah ist dabei das wichtige Stichwort. Denn bei diesem medizinischen Notfall zählt jede Minute. Deshalb bemühen sich alle an der Versorgung Beteiligten, Patient:innen unnötig lange Transportzeiten zu ersparen“, bringt es die Chefärztin auf den Punkt. Dafür ist das Neumitglied rund um die Uhr versorgungsbereit und das Krankenhaus St. Barbara verfügt über eine spezialisierte Schlaganfallüberwachungseinheit. 
 
Sicherheit für 150.000 Menschen
Seit nunmehr zwanzig Jahren leiten Experten aus großen Schlaganfallzentren die Kolleg:innen an regionalen Kliniken per Video-Konferenz bei der Behandlung von Schlaganfallpatient:innen an. Bislang ist der Landkreis Schwandorf über eine benachbarte Klinik in das Netzwerk eingebunden. Bei der Netzwerk-Gründung 2003 gab es am Krankenhaus St. Barbara nur eine Belegabteilung Innere Medizin – die politische Entscheidung für die Kooperation ist aus damaliger Sicht nachvollziehbar, bestätigt Dr. Baumann. 
 
Doch in den vergangenen 20 Jahren haben sich die medizinischen Strukturen im Flächenlandkreis Schwandorf entscheidend verändert. Auf rund 1.500 Quadratkilometern leben hier knapp 150.000 Menschen, Tendenz steigend. Dabei ist die Zahl der Krankenhausbetten aufgrund mehrerer Klinikschließungen deutlich gesunken. Gleichzeitig hat die Bedeutung des Krankenhauses St. Barbara für die Versorgung der auch in der Region zunehmend älter werdenden Bevölkerung kontinuierlich zugenommen. Mit dem Ergebnis, dass das Krankenhaus St. Barbara seit einigen Jahren der medizinische Zentralversorger für den gesamten Landkreis sowie die einzige Klinik ist, die eine erweiterte Notfallversorgung anbietet. Darauf basierend haben der Krankenhausplanungsausschuss und das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege entschieden, das Krankenhaus St. Barbara in das TEMPiS-Netzwerk aufzunehmen.
 
„Das Gesamtkonzept des TEMPiS-Netzwerks besteht nicht nur aus der telemedizinischen Vorstellung von Patienten, sondern es sieht auch den kontinuierlichen Aufbau von Stroke-Units in den regionalen Kliniken mit entsprechender maschineller und personeller Ausstattung vor.“
Dr. Gordian Hubert, TEMPiS-Koordinator an der München Klinik Harlaching