Medien

Alles Umwelt, oder was?

(21.06.2021)

Nachhaltigkeit funktioniert auch im Krankenhaus

Der Begriff Nachhaltigkeit ist mehr und mehr in unserem Alltag vertreten, ist zeitgleich aber wenig konkret. Die ursprüngliche Idee des Wortes war die, Natur und Umwelt für nachfolgende Generationen zu erhalten. Doch was bedeutet Nachhaltigkeit konkret? Ist etwas nachhaltig, ist es dauerhaft, langlebig, umweltverträglich oder auch vernünftig. Nachhaltig ist, was sowohl den Bedürfnissen der heute lebenden Menschen entspricht als auch die Möglichkeiten künftiger Generationen erhält. Anders ausgedrückt: Als nachhaltig gilt eine Entwicklung, die sowohl ökonomisch und ökologisch als auch sozial dauerhaft tragbar ist.

Im Zuge der Modernisierung von Krankenhäusern spielen neben der Verbesserung der Behandlungs- und Versorgungsabläufe sowie der Wirtschaftlichkeit zunehmend auch ökologische Gesichtspunkte eine Rolle. Darüber hinaus gilt es, bereits bei der Planung eines Neu- und Erweiterungsbaus, bei der  Sanierung schon bestehender Einrichtungen oder der Umrüstungen mit neuen Technologien im Bereich des Gebäudemanagements den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung zu reduzieren. So gibt es auch im Krankenhaus St. Barbara bereits einige Bereiche, in denen wichtige Veränderungen angestoßen und umgesetzt wurden.

Regelmäßige Energie-Audits

Bei der Planung neuer Anlagen werden Aspekte der verbesserten Patientenversorgung und des Wohlbefindens, Mitarbeiterfreundlichkeit, Kommunikation und Vernetzung sowie wirtschaftliche Effizienz miteinbezogen. Der Verbrauch an Strom, Wärme, Wasser und Licht stellt in Krankenhäusern oftmals einen besonders hohen Bedarf dar, da im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen ein durchgängiger Betrieb gewährleistet sein muss.

Für das Krankenhaus St. Barbara konnten durch das regelmäßig stattfindende verbundübergreifende Energie-Audit der Initiative Klimastern Deutschland sieben Bereiche identifiziert werden, in denen sich Energie einsparen lässt: Es handelt sich dabei um die Bereiche Lüftung und Klimatisierung, Kälteanlagen, Heizungssystem, Pumpen, Kraft-Wärme-Kopplung, Beleuchtung sowie Organisatorisches. So heizt seit vergangenem Jahr mit der Eröffnung des Neu- und Erweiterungsbaus eine hochmoderne und effiziente Fernwärme-Heizung im zweiten Untergeschoss Mitarbeiterinnen und Patienten ein.

Der Leiter der Betriebstechnik Markus Scheidfügt mit Blick auf die neue Heizung hinzu: „Die regelmäßigen Energie-Audits sowie eine Vor-Ort-Energieberatung durch einen Experten helfen uns dabei, weiteres Einsparpotenzial zu nutzen. Mit der Kooperation erhält das Krankenhaus St. Barbara eine Rundumbetreuung - inklusive der Unterstützung bei der Beantragung möglicher Fördermittel.“

„to go“- Boxen aus Bagasse

Immer mehr Menschen achten bei der Auswahl ihrer Einkäufe nicht nur auf Qualität, sondern auch die Verpackung ist für viele ein wichtiger Faktor. Während immerhin der Pizzakarton ohne Plastik auskommt, sieht es bei den anderen Verpackungsformen schon schwieriger aus. Die sich stellende Frage nach adäquaten Alternativen bei der Essensausgabe beantwortet Roswita Käsbauer, stellvertretende Leiterin der Krankenhausküche, so: „Bisher hatten wir to go-Menüboxen aus geschäumtem Polystyrol  im Einsatz, in Zukunft verwenden wir Menüboxen aus Bagasse. Bagasse ist ein Nebenprodukt der Zuckerproduktion aus Zuckerrohr. Es verfügt über recht ähnliche Eigenschaften wie der geschäumte Kunststoff, ist aber ohne jegliche Beschichtungen für den Einsatz mit Lebensmitteln geeignet und zu hundert Prozent biologisch abbaubar.“

Corona-bedingt wurden in der Personalcafeteria rund 30 bis 40 Menüboxen täglich zum Mittagessen ausgegeben, was rund 600 bis 800 Behälter pro Monat entspricht. Da es sich bei Bagasse um ein Nebenprodukt handelt, müssen Hersteller dafür keine zusätzlichen Ressourcen wie Energie und Flächen aufwenden. Bagasse-Produkte sind für heiße Befüllung geeignet und können auch sicher in der Mikrowelle verwendet werden. Mit all diesen Eigenschaften sind Bagasse-Behälter eine ideale nachhaltige Verpackungslösung – und eine gute Ergänzung des bewussten Einsatzes von zahlreichen Lebensmitteln aus der Region, wie Roswitha Käsbauer betont.

Prämierte Staudenmischung

„Blühfreudig, trockenresistent, pflegeleicht und insektenfreundlich“, so urteilten Fachleute über die sogenannte Staudenmischung „Silbersommer“, wie die Gestaltung der Grünfläche vor dem Haupteingang des Krankenhauses St. Barbara genannt wird. Sie wurde vom Bund deutscher Staudengärtner entwickelt und an verschiedenen Standorten in Deutschland und der Schweiz getestet. Die Gestaltung aus Zwiebelblumen, Stauden und Gräsern eignet sich hervorragend für trockene und sonnige Plätze. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verlieh dem "Silbersommer" sogar den Innovationspreis Gartenbau 2006.

Auf der Oberfläche der Beete erreichen die Temperaturen im Sommer schon mal bis zu 70 Grad. In nur zehn Zentimetern Tiefe sinken sie bereits  auf circa 15 Grad ab. Der eingebrachte Granit-Schotter hält den Untergrund kühl und schützt vor Trockenheit, was besonders in der frühen Wachstumsphase sowie für die Wurzeln wichtig ist. In den Flächen unter dem Schotter befindet sich spezielles Staudensubstrat, das für die Pflanzen Luft und Wasser speichert – ein Unterschied zu Steingärten, in denen Folien und Schotterschicht gezielt jede Vegetation unterdrücken.

Der Silbersommer-Vorteil: Bis die gewünschten Stauden so dicht gewachsen sind, dass das Unkraut kein Durchkommen mehr hat, verhindert das Substrat durch die magere Oberfläche das Unkrautwachstum. Auch wenn das finale Ergebnis erst in rund eineinhalb Jahren ersichtlich sein wird, wenn sich die Pflanzendecke komplett ausgebreitet hat, kann man das künftige Ergebnis schon jetzt erahnen.

Elektromobilität

In Deutschland wächst das Interesse an Elektromobilität zunehmend. Laut einer Studie des TÜV-Verbandes können sich mehr und mehr Autobesitzer vorstellen, in den kommenden Jahren ein Elektrofahrzeug zu kaufen. Viele Unternehmen, insbesondere in urbanen Räumen, wollen auf diese Entwicklung reagieren, indem sie an ihrem Standort das Parken mit der Bereitstellung einer Ladeinfrastruktur für Mitarbeitende verknüpfen.

Das Krankenhaus St. Barbara ist Betreiber zweier E-Ladesäulen des Herstellers E-Wald aus Teisnach. Zwei Wallboxen mit je 22 kW Leistung und der Ladebuchse vom Typ 2 versorgen Elektrofahrzeugbesitzer außerhalb der Besucherparkplätze (und somit jederzeit öffentlich zugänglich) mit Ökostrom. Der Arbeitsplatz ist dabei – neben dem Wohnort – wohl die beste Möglichkeit zum Laden von Elektrofahrzeugen. Markus Scheid würde sich momentan eine intensivere Nutzung der E-Ladesäulen wünschen, blickt aber positiv in die Zukunft.

Unser Fazit: Nachhaltigkeit bezeichnet demnach keinen Themenbereich, sondern  ist vielmehr ein Handlungsprinzip, das auf vielfältigste Bereiche angewendet werden kann.