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Forum für Patientinnen: Eine Schwäche für die Blase

(11.07.2022)

Inkontinenz ist behandelbar: Weg zu verbesserter Lebensqualität

Urinverlust beim Niesen, plötzlicher Harndrang oder Beschwerden durch eine Beckenbodensenkung: Funktionsstörungen oder Entleerungsprobleme der Blase betreffen etwa jede dritte Frau. Den Irrglauben „das sei im Alter eben so“ lehnt Chefärztin Dr. Susanne Merl  entschieden ab. Ihr Credo lautet: Eine Behandlung  ist in jedem Alter  notwendig und erfolgversprechend.

Unter dem Motto „Wir haben eine Schwäche für Ihre Blase - Hilfe bei Urinverlust und Senkungsbeschwerden“ luden Dr. Susanne Merl, Chefärztin Gynäkologie und Geburtshilfe, Leitende Oberärztin Barbara Knortz und Oberärztin Iris Rothenbacher Interessierte und Betroffene zu einem Forum für Patientinnen ein. Ein Tabu-Thema deutlich anzusprechen, lag ihnen dabei besonders am Herzen. Denn Betroffene, so wissen die Gynäkologinnen, leiden unter teilweise wirklich gravierenden Auswirkungen der fehlenden Blasenkontrolle und der Senkung der Beckenorgane.

Ob Belastungsinkontinenz  - davon spricht man bei Urinverlust zum Beispiel bei Husten, Niesen oder Lachen -  oder eine überaktive Blase (plötzlicher Harndrang mit oder ohne Inkontinenz) oder Mischformen: Es handelt sich laut der Leitenden Oberärztin Barbara Knortz in der Regel um eine Erkrankung mit mehreren Ursachen. Eine dieser Ursachen kann eine Beckenbodenschwäche eventuell  mit daraus resultierender Senkung der Gebärmutter und/oder der Scheide mit Blase beziehungsweise des Darms sein.

Übergewicht, schwere körperliche Arbeit, chronischer Husten (zum Beispiel „Raucherhusten“), eine Bindegewebsschwäche, das Alter, Schwangerschaften und Geburten sowie Hormonmangel zählen zu den Risikofaktoren und Ursachen von Harninkontinenz.

Individuelle Beratung

Obwohl es sich um ein weit verbreitetes Leiden handelt, würden diese Themen gesellschaftlich noch immer stark tabuisiert. Umso wichtiger sei daher eine individuelle und kompetente  Beratung. Nach einem ausführlichen Gespräch sowie speziellen Untersuchungen wie Vaginalsonographie oder Blasendruck-Messung wird ein individuell zugeschnittenes Therapiekonzept erstellt. Auch wenn nicht immer eine Heilung möglich sei, so Barbara Knortz, könne doch in den meisten Fällen eine Linderung der Beschwerden erreicht und somit eine Verbesserung der Lebensqualität geschaffen werden.

Wie Oberärztin Iris Rothenbacher erläuterte, wurden die Behandlungsmöglichkeiten für die Senkungsbeschweren in den letzten Jahren deutlich erweitert. Sie seien schonender geworden, die Ärzte würden über eine große Bandbreite von Maßnahmen verfügen: angefangen von konservativen Behandlungen (Pessarbehandlung ohne Operation)  hin zu verschiedenen vaginalen Operationen und  modernen, minimal-invasiven Operationsmethoden.

Zu den konservativen Methoden gehören beispielsweise die medikamentöse Therapie der Drang- und der Belastungsinkontinenz, eine lokale Östrogenisierung, Beckenbodentraining mit gegebenenfalls elektrischer Beckenbodenstimulation, die Biofeedbackmethode sowie die Pessartherapie. Selten  müsse aber auch die Gebärmutter entfernt werden, da  der Beckenboden zur Blase beziehungsweise zum Darm  hin neu aufgebaut wird und mit der Gebärmutter an festen eigenen Bändern im Becken verankert werden kann. Bei Senkungen kommen auch kleine Bänder oder Netze zum Einsatz. Nicht zuletzt wird eine spezielle Inkontinenzchirurgie - spannungsfreie Scheidenbänder zur Unterstützung der  Harnröhre -  angeboten.