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Ethik im Krankenhaus
Der Fortschritt der modernen Medizin führt zu immer komplexer werdenden ethischen Fragen: Was tun bei dauerhaften Komazuständen? Lebensverlängerung durch künstliche Beatmung? Wer trifft die Entscheidung über lebenserhaltende Maßnahmen, wenn Angehörige sich nicht einigen können und keine eindeutige Patientenverfügung existiert? Viele Fragen, doch die Antworten darauf?
Beim dritten Palliativabend am Donnerstag, 18. Mai 2017, im Krankenhaus St. Barbara führte Dr. Christoph Balzer, Chefarzt Gastroenterologie, Hepatologie und Onkologische Gastroenterologie die Besucher in das Thema Ethik im Krankenhaus - Behandlung zwischen medizinisch möglich und menschlich sinnvoll" ein. Ein Thema, dass immer mehr an Bedeutung gewinnt. Doch während in anderen Ländern Ethikberatungen im Krankenhaus zu verpflichtenden Angeboten zählen, besteht in Deutschland in dieser Hinsicht Nachholbedarf. Nur etwas die Hälfte der Krankenhäuser im Land verfügen über ein Ethikkomitee. Eine Einrichtung, die im Krankenhaus St. Barbara schon seit vielen Jahren fester Bestandteil im Klinikalltag ist.
Als Verbundkrankenhaus der Barmherzigen Brüder hat die Ethikberatung einen hohen Stellenwert im Umgang mit den Patienten. Für uns spielen Werthaltung, religiöse Überzeugung und Patientenautonomie eine wichtige Rolle in der Entscheidungsfindung zur Behandlung von Patienten", sagte Pflegedirektor und Vorsitzender des Ethikkomitees Frank Hederer an diesem Abend. Er klärte die Besucher darüber auf, was hinter den Begriffen Ethikkomitee und Ethikkonsilen steckt.
Um die behandelnden Mitarbeiter bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen, wurde schon 2012 im Krankenhaus St. Barbara Schwandorf ein sogenanntes Ethikkomitee gegründet. Jeder Mitarbeiter des Hauses kann sich bei einer ethischen Frage oder in einem ethischen Konflikt an das Ethikkomitee wenden und ein Ethikkonsil anfordern. Dabei handelt es sich um ein bewährtes Instrument, um eine Entscheidung zum Wohle und im Sinne des Patienten zu finden. Eine Gruppe von speziell geschulten Mitarbeitern befasst sich dann intensiv mit dem Patienten, seinen Behandlungsoptionen und Wertvorstellungen. Hierzu werden Gespräche mit dem Patienten, den Angehörigen, dem Behandlungsteam und anderen Beteiligten, wie dem Hausarzt geführt. Am Ende des Prozesses geben die Teilnehmer dann eine Empfehlung für die weitere Behandlung ab", erklärte Hederer.
Das Ethikkomitee setzt sich aus Mitgliedern verschiedener Berufsgruppen des Krankenhauses St. Barbara zusammen. Neben erfahrenen Ärzten und Pflegkräften sind auch Mitarbeiter der Geschäftsführung und Seelsorge in das Komitee berufen.
Als dritte Referentin schilderte Dr. Regina Birk, Chefärztin Anästhesie und Intensivmedizin, drei unterschiedliche Fallbesprechungen zur Entscheidungsfindung. Oft geht es um Patienten auf der Intensivstation oder Palliativpatienten, deren Angehörige und Behandlungsteams Unterstützung bei ihren schwierigen Entscheidungen suchen", verdeutlichte Dr. Birk. Mit den Fallberichten erklärte sie wie das Ethikkomitee vorgeht und zu einer Entscheidung kommt. Im Vordergrund steht dabei immer der mutmaßliche Patientenwille - was würde der Patient sagen, wenn er sprechen könnte? Chefärztin Dr. Birk fasste zusammen: Das medizinische Wissen sagt uns nur, was medizinisch möglich ist - nicht aber, was getan werden soll." Hier gibt es nicht schwarz oder weiß, nicht falsch, nicht richtig. Ziel ist in dieser Grauzone eine Entscheidung zu treffen, die möglichst für alle zufriedenstellend ist.
Gemeinsam verdeutlichten die Referenten, dass Behandlungsteams aus Ärzten, Pflegekräften und Therapeuten immer öfter konkrete Entscheidungen in schwierigen Situationen bei der Behandlung von Patienten treffen müssen, die sich vor einigen Jahren noch gar nicht gestellt haben. Dabei handle es sich oft um Fragen bezüglich der Sinnhaftigkeit, Notwendigkeit und Angemessenheit von Therapie und Diagnostik. Im Krankenhaus St. Barbara Schwandorf haben ethische Themen eine große Bedeutung. Durch das seit vielen Jahren etablierte Ethikkomitee zählt das Krankenhaus St. Barbara als einer der Vorreiter im deutschen Gesundheitswesen.