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Kein „Schönheitsfehler des EKGs“

(08.11.2018)

Patientenforum „Herz außer Takt“ am Krankenhaus St. Barbara widmete sich den Gefahren von Vorhofflimmern und Gerinnungshemmung

Rund 1,8 Millionen Deutsche leiden nach Expertenangaben unter Vorhofflimmern,  jedes Jahr kommen Tausende dazu. In den 90er Jahren glaubte man, diese Rhythmusstörung sei ein „Schönheitsfehler des EKGs“. Heute weiß man: Vorhofflimmern ist eine ernst zu nehmende Herzrhythmusstörung. Unbemerkt und unbehandelt kann sie lebensbedrohlich für Herz und Gehirn werden - bis hin zu Herzschwäche und Schlaganfall. Deshalb hat Dr. Elisabeth Bösl, Chefärztin Kardiologie und Pneumologie am Krankenhaus St. Barbara, im Rahmen der Deutschen Herzwochen am 7. November zu einem Patientenforum mit dem Titel „Herz außer Takt – Vorhofflimmern und Gerinnungshemmung“ eingeladen.

Tückisch ist, dass Vorhofflimmern bei über der Hälfte aller Patienten ohne Symptome oder Beschwerden auftritt und dadurch lange Zeit unbemerkt bleibt. Nicht selten werden Patienten mit einer Herzschwäche oder einem Schlaganfall stationär aufgenommen und erfahren zum ersten Mal, dass ein Vorhofflimmern dafür verantwortlich ist. Das gilt verstärkt für ältere Patienten. Mit dem Alter steigt zugleich das Risiko für Vorhofflimmern, warnte Dr. Monika Pilz, Leitende Oberärztin Kardiologie in Schwandorf. Schlaganfälle, die durch Vorhofflimmern ausgelöst werden, hätten einen besonders schwerwiegenden Verlauf.

Das Embolie-Risiko senken

Vorhofflimmern kann einen Schlaganfall auslösen – tödliches Ende nicht ausgeschlossen. Aufgrund des unregelmäßigen Herzschlags bei Vorhofflimmern können sich im Herz Blutgerinnsel bilden. Werden diese ausgeschwemmt und gelangen mit dem Blutstrom in den Kopf, verstopfen sie ein Hirngefäß, erklärte Dr. Carmen Simon, Leitende Oberärztin Neurologie am Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg. Je größer das verstopfte Gefäß, desto schwerer sei der Schaden. Viele Betroffene sterben daran. Nicht wenige sind durch nicht wieder gut zu machende Lähmungen mit Einschränkung ihrer Mobilität gezeichnet. Was tun, damit es erst gar nicht dazu kommt? Warum sind in der Schlaganfallprävention gerinnungshemmende Medikamente - sogenannte Blutverdünner, die das Embolie-Risiko senken, so wichtig? Dr. Carmen Simon wusste beim Patientenforum Rat.

Ein lange Zeit bestehendes Vorhofflimmern kann auch zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) führen, die bei Betroffenen die Leistungsfähigkeit erheblich einschränkt und zu Einbußen an Lebensqualität führt. Chefärztin Dr. Elisabeth Bösl gab  konkrete Tipps, was man tun kann, um das Herz wieder leistungsfähiger zu machen. Neueste Studien empfehlen zum Beispiel die Katheterablation (Verödung von Herzgewebe, das dem Vorhofflimmern zugrunde liegt.) Als weitere erfolgversprechende Therapieansätze stellte die Chefärztin die Methoden der Frequenzkontrolle, der Rhythmuskontrolle und der Kardioversion vor.