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Manchmal „unter Strom“

(22.03.2021)

Betriebstechniker brauchen ein gutes elektrotechnisches Wissen

„Sehr geehrte Damen und Herren, aufgrund einschlägiger Rechtsvorschriften muss einmal monatlich die Sicherheitsstromversorgung des Krankenhauses geprüft werden. Hierfür wird es nötig die Notstromaggregate mit den Umschalteinrichtungen einem Probelauf zu unterziehen. Dieser Probelauf wird am Mittwoch von 5.00 bis 6.00 Uhr durchgeführt. …“

Wenn Dominik Jelinski Anfang der Woche eine E-Mail dieses Inhalts an alle Klinikmitarbeiter verschickt, weiß er auch, wann er Mittwochnacht den Wecker stellen muss. Um 3.45 Uhr wird ihn ein smartes, aber hartnäckiges Summen auf die Beine bringen. Der Anlagentechniker gehört zum Betriebstechnischen Dienst am Krankenhaus St. Barbara Schwandorf. Über seine Aufgaben sagt er, dass er sie sehr spannend findet und dass er und seine acht Kollegen „beileibe nicht die Hausmeister vom Krankenhaus“ sind.

Für einen Hausmeister-Job hätte der junge Elektrotechnik-Meister der Fachrichtung Automatisierungstechnik nicht vor knapp zwei Jahren zum medizinischen Zentralversorger für die Stadt und den Landkreis Schwandorf gewechselt. Das ist klar – für ihn, aber auch für alle, denen er mit Begeisterung von seinem beruflichen Alltag erzählt. Spannend findet er vor allem die Hightech-Ausstattung der Klinik. Allein der technische Level der rund 15 speicherprogrammierbaren Steuerungseinheiten im Neubau sowie weiterer 30 Geräte im Bestandsgebäude fordert ihn beständig. Und natürlich die Tatsache, dass kaum ein Arbeitstag dem anderen gleicht.

Vorausschauende Instandhaltung

Werktags um 7.30 Uhr trifft sich das Team des Betriebstechnischen Leiters Markus Scheid zur Morgenbesprechung. Was liegt an notwendigen Wartungen an? Welche Fremdfirmen sind im Haus unterwegs? Was ist nachts passiert, musste der Bereitschaftsdienst ausrücken? Wenn der Überblick verschafft ist, schwärmen die Betriebstechniker aus ihrer Zentrale im Untergeschoss aus. Eine Gruppe arbeitet die über BT-Data gemeldeten Reparaturwünsche ab, eine andere dreht die Runde im Haus, um die technischen Anlagen zu inspizieren: Elektrotechnik, Lüftungen, Heizungen, die Dampfanlage und noch vieles mehr werden einer Sichtkontrolle unterzogen. „Vorausschauende Instandhaltung nennen wir das, um nicht von größeren Schäden oder gar einem technischen Ausfall überrascht zu werden“, erzählt Jelinski.

Ist all das erledigt, werden monatlich fällige Wartungen erledigt. Weil Dominik Jelinski und seine Kollegen regelmäßig rotieren, bleibt die Tätigkeit abwechslungsreich. Und da sie alle gut zusammenarbeiten, spricht er auch von echtem Teamwork: „Hier im Krankenhaus brauchst du das Team. Der Star ist nicht der Einzelne, sondern die Mannschaft. Weil man sich auf die Kollegen blind verlassen können muss. Und bei Mannschaftsleistungen kenne ich mich als ehemals  offensiver Mittelfeldspieler aus.“

Klassiker: Notruf-Knopf im Lift

Nur manchmal müssen der Anlagentechniker und seine Kollegen alleine ihren Mann stehen. Dann nämlich, wenn sie im wöchentlichen Wechsel nach Dienstschluss das Bereitschaftstelefon übernehmen. Ein fast schon klassischer Fall, für den sie zu Beispiel ausrücken, ist, wenn jemand aus Versehen den Notruf-Knopf im Lift gedrückt hat. Passiert sei in seiner Zeit noch nichts. Dennoch müsse der Alarm vor Ort quittiert, die Situation geprüft und der Alarm zurückgesetzt werden.

Grund zur Aufregung gibt es selten.  Jelinski erinnert sich aber an einen Anruf, der ihn um 4.30 Uhr morgens aus dem Tiefschlaf gerissen hat. Ansage: Die Feuerwehr ist auf dem Weg ins Krankenhaus. Was war passiert? „Gott sei Dank nichts“, erzählt der junge Schwandorfer, der aber beim Gedanken daran nochmals tief durchatmet. Durch das Aufheizen eines Kirschkernkissens im Kreißsaal habe der hochsensible Rauchmelder angeschlagen. Für ihn hieß es Entwarnung geben, Sichtungsrunde drehen, Gespräche führen, Geräte prüfen, Protokoll schreiben. Und vor allem voll mit Adrenalin in den Arbeitstag starten. „Nach so einem Dienstbeginn brauchst du wirklich keinen Kaffee mehr“, schmunzelt er. „Da steht man einfach unter Strom. Aber zum Glück ist es für unsere Arbeit hier nicht erforderlich, dass wir Blut sehen können.“