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Sie lebt!

(06.12.2018)

Denise Ebelt ist an den Ort zurückkehrt, der ihr ein zweites Leben geschenkt hat

„Schockraum 1“ steht in weißen Lettern auf der grünen Tür mitten in der Zentralen Notaufnahme. Dahinter ein nüchterner Raum, in gleißend helles Licht getaucht. Weiß, hygienisch rein, voll medizinischer Geräte und Apparaturen. Kein Raum, um sich auf den ersten Blick wohl zu fühlen. Aber ein Ort, an dem es immer wieder um das Wichtigste geht: um Leben und Überleben.

Als Denise Ebelt vor ziemlich genau einem Jahr im November 2017 per  Notarzt und Rettungswagen mit völliger Unruhe und Luftnot in die Notaufnahme eingeliefert wird, hat sie dafür keine Augen. Und auch kaum mehr Zeit, um die in dieser Situation wichtigste Information preiszugeben: Drei Wochen vorher ist ihr, die unter einem angeborenen Herzfehler leidet, ein sogenanntes Schirmchen an einem großen Herzzentrum am Herzen implantiert worden. Für Ärzte und Pflegefachkräfte kam der entscheidende Hinweis in letzter Minute. Denn unmittelbar darauf wird die 32-Jährige reanimationspflichtig.  In der sofort durchgeführten Ultraschalluntersuchung des Herzens konnte ein großer Erguss im Herzbeutel diagnostiziert werden, der mit dem Leben nicht vereinbar ist. Rückblickend betrachtet war es durch das Schirmchen zu einem Einriss in die Hauptschlagader  gekommen.

Zwei Stunden haben viele helfende Hände die Patientin,  die selbst Pflegefachkraft in NRW ist und gerade zu Besuch in Schwandorf weilte, reanimiert, den Erguss punktiert, sie notfallmäßig versorgt und um ihr Leben gekämpft. Keine alltägliche Situation; Szenen, die die Beteiligten auch ein Jahr danach noch nicht vergessen haben. Dr. Jochen Spieß, Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme, erinnert sich noch, wie er zum Hörer gegriffen und kompromisslos von der Stimme am anderen Ende der Leitung gefordert hat: „Ich brauche ein ECMO-Team! In spätestens zwanzig Minuten!“ Gesagt. Aufgelegt. Keine Zeit für Höflichkeiten.

Das ECMO-Team besteht aus Herzchirurgen und Kardiologen  vom Universitätsklinikum Regensburg, die per Hubschrauber in Windeseile eingeflogen wurden. Diese Spezialisten, erklärt Dr. Elisabeth Bösl, Chefärztin Kardiologie, haben ihr vor Ort eine ECMO – eine künstliche Herz-Lungen-Maschine – eingebaut. Als sich ihr Zustand stabilisiert hat, nehmen sie Denise Ebelt im Hubschrauber mit nach Regensburg. Dort erfolgte ein stundenlanger Eingriff am Herzen. Anschließend wurde sie  auch an der Leber und den Gefäßen operiert, um Verletzungen als Folgen der Reanimation und der ECMO-Implantation zu beheben.

An das Gefühl, als der Helikopter mit der jungen Frau an Bord abhebt, kann sich Dr. Elisabeth Bösl noch schmerzlich erinnern: „Wir beteiligten Ärzte hatten nur eine geringe Hoffnung, dass sie es überlebt.“

Tage, Wochen, Monate vergehen. Zeit, in der sich Denise Ebelt zurück ins Leben kämpft. Aber auch Zeit, in der sich in ihr der Wunsch verfestigt, an jenen Ort zurückzukehren, an dem ihr ein zweites Leben geschenkt wurde. Und um ihren Rettern zu danken.

Mittwoch, 14. November 2018: ein wolkenverhangener Tag, grau, die Sonne scheint gerade anderswo. Denise Ebelt steht an der Tür zum Schockraum 1. Hinter ihr eine Traube Menschen: Dr. Elisabeth Bösl, Dr. Jochen Spieß, Dr. Juri Lifschits, Oberarzt Kardiologie, die ZNA-Fachkräfte Gabriele Steinbrugger und Jaroslava Sloupová sowie ihr pflegerischer Leiter René Georgi.

Fast andächtig wirkt der Moment, aber er währt nur kurz. Denn die Patientin von einst öffnet beherzt die Tür und tritt ein. Sie, von der alle Anwesenden sagen, es sei ein Wunder, dass sie noch lebt, blickt sich im Zimmer um. Sie ist wieder da. Sie lächelt. Sie lebt!