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Voll, die Blase?

(06.12.2018)

Barbara Knortz und Iris Rothenbacher sind Kontinenz-Beraterinnen

Was bedeutet diese Zertifizierung für Ihre Patientinnen?

Da Inkontinenz leider immer noch zu den größten Tabuthemen zählt, möchten wir unseren Patientinnen zeigen, dass Sie mit uns offen über ihre Probleme diesbezüglich sprechen können und wir eine umfassende und kompetente  Beratung hinsichtlich diverser Behandlungsmöglichkeiten anbieten.

Wie verbreitet ist Inkontinenz?

Blasenfunktionsstörungen mit unwillkürlichem Urinverlust und/oder Blasenentleerungs-Störungen betreffen etwa jede dritte Frau. Es existiert leider noch oft die Überzeugung, dass Inkontinenz im Alter normal sei und deswegen eine Behandlung weder notwendig noch erfolgversprechend ist. Dabei leiden von Inkontinenz Betroffene unter teilweise wirklich gravierenden Auswirkungen der fehlenden Blasenkontrolle.

In welcher Lebenssituation sind Frauen besonders betroffen?

Die Inkontinenz kann theoretisch in jeder Altersgruppe auftreten, und der Entstehung liegen viele Faktoren zugrunde. Häufige Ursachen sind: das Alter, mehrere Geburten, schwacher untrainierter Beckenboden, Übergewicht oder auch neurologische Erkrankungen.

Welche Möglichkeiten gibt es, die Ursache von Inkontinenz herauszufinden?

Wichtig ist eine kompetente sowie einfühlsame Untersuchung, Beratung und Diagnosestellung. Nach einem umfassenden Patienten-Arzt-Gespräch sowie speziellen Untersuchungen wird ein individuell zugeschnittenes Therapiekonzept erstellt. Basis für eine konsequente und genaue Diagnostik ist die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und die gynäkologische Untersuchung. Zudem wird in der Regel eine Harnuntersuchung durchgeführt.

Verschiedene medizinische Untersuchungen  wie die Vaginalsonographie oder Blasendruck-Messung unterstützen das diagnostische Ergebnis. Gegebenenfalls kommen auch hier weitere bildgebende Diagnostiken wie die Blasenspiegelung, Röntgen oder MRT zum Einsatz.

Wie wird Inkontinenz behandelt?

Die Behandlungsmöglichkeiten wurden in den letzten Jahren deutlich erweitert. Sie sind schonender und umfassen ein weites Feld: Zu den konservativen Methoden gehören beispielsweise die medikamentöse Therapie der Dranginkontinenz und Belastungsinkontinenz, eine lokale Östrogenisierung, Beckenbodentraining mit gegebenenfalls elektrischer Beckenbodenstimulation und die Biofeedbackmethode sowie die Pessartherapie. Auch diverse Anwendungen der Deszensu- oder Inkontinenzschirurgie können zum Einsatz kommen.

Kann man eine Erfolgsquote beziffern?

Auch wenn nicht immer eine Heilung möglich ist, so kann doch in den meisten Fällen eine Linderung der Beschwerden erreicht und somit eine Verbesserung der Lebensqualität geschaffen werden. Ein Besuch beim Gynäkologen lohnt sich für Betroffene in jedem Fall.

Das Interview mit Leitender Oberärztin Barbara Knortz führte Marion Hausmann