Medien

Was die ISAR in Schwandorf sucht

(23.07.2020)

Ein interdisziplinäres Team aus Medizin und Pflege verhilft Senioren zu mehr Selbständigkeit

Markierte Gehstrecken am Boden, ein eigenes Aufnahmescreening mit Namen „Identification of Seniors at Risk“, spezielle Beklebungen an Zimmertüren und in den Bädern sowie das Schutzengelsystem „Raphael“ unterstützen akutgeriatrische Patienten bei der Orientierung im Krankenhaus.

Benötigten Sie in den letzten 24 Stunden mehr Hilfe als zuvor? Haben Sie unter normalen Umständen erhebliche Probleme mit dem Sehen, die nicht mit einer Brille korrigiert werden können? Nehmen Sie pro Tag sechs oder mehr verschiedene Medikamente ein? – Nur drei von vielen Fragen im Notaufnahmescreening, mit deren Ergebnis die beiden Psychologinnen Julia Biener und Friederike Löbbecke einschätzen können, welche Unterstützung der eingewiesene Patient über die Versorgung seines akuten medizinischen Problems benötigt. Und ob sein Genesungsprozess auf der neuen akutgeriatrischen Station im vierten Obergeschoss gut gefördert werden kann.

Auf all diese Fragen gibt es nur zwei Antworten: ja oder nein. Und in der Summe eine Empfehlung: Der Patient ist akutgeriatriefähig – oder nicht. Im positiven Fall, also wenn der Patient noch nicht vollständig eingeschränkt ist, wird er innerhalb von zwei Wochen mittels zahlreicher Therapieangebote wieder so fit gemacht, dass er zurück in sein gewohntes häusliches Umfeld entlassen werden kann. Auf dieser Station unterstützen mehr Therapeuten die Arbeit der Ärzte und Pflegefachkräfte als in jedem anderen Bereich der Klinik: Hier geben sich Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen und Pflegefachkräfte sowie Ärzte mit einer speziellen Geriatrie-Weiterbildung die Klinke zu den überdurchschnittlich großen Patientenzimmern in die Hand. Auch die Raumgröße ist Absicht. Denn so kann die körperliche und mentale Förderung der Patienten direkt auf dem Zimmer durchgeführt werden.

Zu den kleinen, aber hilfreichen Ausstattungsdetails gehört zum Beispiel eine spezielle Gehstrecke für die oft nur noch eingeschränkt mobilen Patienten. Diese ist seitlich an den Fußbodenleisten markiert. Um Senioren mit schlechter Sehkraft oder nachlassenden geistigen Fähigkeiten das Auffinden ihres Zimmers zu erleichtern, wurden die Türen großformatig mit den Nummern beklebt: einmal als Zahl und einmal ausgeschrieben als Wort. Solche Hilfestellungen mit speziellen Symbolen setzen sich auch auf dem Kleiderschrank sowie bei der Dusche fort. Als innovativ beschreiben Stationsleiter Marco Hirschl und Martin Wittmann, Referent der Geschäftsleitung, zudem das Schutzengelsystem „Raphael“. Da für an Demenz erkrankte Menschen Raum und Zeit bedeutungslos geworden sind, gehen diese gerne auf Erkundungstour. Ein in einem Armband verbauter Transponder lässt zu, dass der Patient genügend „sicheren Freiraum“ genießt. Wird die Gefahr für den Patient zu groß, weil er zum Beispiel Ausgangstüren öffnet, ertönt ein Signal, und am PC im Stützpunkt blinkt eine Warnlampe auf. So kann der Patient unmittelbar von den Pflegekräften abgeholt und auf sein Zimmer zurückgebracht werden.

Bleibt noch die Frage, was die ISAR in Schwandorf sucht. Dabei handelt es sich um keine Konkurrenz zum Fluss Naab, schmunzelt Martin Wittmann. ISAR ist die Abkürzung für den Screeningbogen „Identification of Seniors at Risk“, der bei allen Patienten ab 70 Jahren, welche unter mehreren Erkrankungen leiden, eingesetzt wird.