Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

Adnexitis – Entzündung der Eileiter

Kann im schlimmsten Fall auch auf die Eierstöcke übergreifen

Adnexe sind im gewissen Sinne definitiv Anhängsel der Gebärmutter. Man muss sich vorstellen, dass diese wie eine umgekehrte Birne im Becken liegt. An den oberen, breiteren Enden befinden sich auf beiden Seiten je ein Eileiter und ein Eierstock. Der Eileiter ist also „angehängt“ an der Gebärmutter. Als dünner Schlauch führt er von der Gebärmutter zum Eierstock und ermöglicht so den Transport der Eizellen.

Beim Eisprung verlässt die Eizelle den Eierstock, in dem sie herangereift ist und „reist“
durch den Eileiter zur Gebärmutter. Hier entwickelt sie sich im Optimalfall nach der Befruchtung zum Fötus / Baby weiter. Bei einer Adnexitis gelangen Bakterien in den Eileiter. Dort verursachen sie eine Entzündung. Im seltenen Fall wird auch der Eierstock von den Bakterien befallen und entzündet sich. Im Unterschied zu den Eizellen wandern also die Bakterien im Vergleich genau in entgegengesetzter Richtung durch den Eileiter.

Im Regelfall dringen die Bakterien von der Scheide in die Gebärmutter ein. Von dort aus erreichen sie dann die Eileiter, welche sich entzünden können. Durch die Verbindung zwischen Gebärmutter und Scheide - den sogenannten Gebärmutterhals - gelangen beim Geschlechtsverkehr die Samenzellen in die Gebärmutter. Diese Verbindung müssen auch die Kinder bei der Geburt passieren, allerdings in umgekehrter Richtung. Diese Öffnung ist sehr eng und normalerweise von einem Schleimpfropf verschlossen. Um den Zeitpunkt des Eisprungs herum wird der Schleim allerdings dünnflüssig, ist somit also von Samenzellen durchdringbar. Nun besteht die Chance, ein reifes Ei zu befruchten. Genau in diesem Zeitraum allerdings können auch Bakterien von der Scheide her durch den Muttermund hindurch gelangen, um dann zu den Adnexen aufzusteigen. Dies kann auch während der Regelblutung vorkommen, da der Muttermund während dieser Zeit ebenfalls nicht dicht verschlossen ist und das Blut daher abfließen kann.

Zusammenfassend sind also Eisprung und Regelblutung Risikosituationen für eine Adnexitis, im Speziellen, wenn durch Geschlechtsverkehr in diesem Zeitraum Bakterien in die Scheide eindringen können. Da es sich hierbei auch um Bakterien handeln kann, die Geschlechtskrankheiten verursachen, ist die Adnexitis meist eine mögliche Folge von Geschlechtskrankheiten. Weitere Risikosituationen sind medizinische Eingriffe an der Gebärmutter wie beispielsweise eine Ausschabung (Kürettage) oder aber auch das Einsetzen einer Spirale. Beide Eingriffe erhöhen das Bakterien-Risiko zum Befall der Gebärmutter.

Symptome

Die Adnexitis führt zu Unterbauchschmerzen. Meist beginnen diese plötzlich und sind auch häufig einseitig ausgeprägter, da nur ein Eileiter entzündet ist. Betroffene Frauen berichten oft über schmerzhaften Geschlechtsverkehr sowie blutig- eitrigen Ausfluss inklusive Fieber. Die Beschwerden beginnen häufig zeitnah nach dem Eisprung und der Regelblutung, also genau in den Situationen, in denen das Risiko eines Bakterien-Aufstieges in die Gebärmutter am größten ist.

Je nach Entzündungserweiterung können sich die Beschwerden auch auf benachbarte Organe ausbreiten und somit weitere Symptome zur Folge haben. Der Darm, in unmittelbarer Nachbarschaft der Adnexe, kann Beschwerden von Bauchkrämpfen, Übelkeit und Problemen bei der Stuhlpassage (Ileus) auslösen. Selten wandern Bakterien auch bis zur Leber und siedeln sich dort auf deren Oberfläche an. Das hat Beschwerden ähnlich eines Gallenleidens zur Folge - also Schmerzen im rechten Oberbauch. Eine derart gelagerte Entzündung der Leberoberfläche wird Perihepatitis oder Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom genannt. Aber auch Fälle, bei denen die Adnexitis selbst keine Symptome verursacht und unbemerkt bleibt, sind bekannt. Sie fällt dann vielleicht erst durch Folgeerscheinungen auf wie beispielsweise durch die Entzündung verursachten Verwachsungen im Bauchraum. Befinden sich die Verwachsungen im Eileiter, wird der Transport der Eizellen gestört. Das „Wandern“ vom Eierstock zur Gebärmutter wird unterbunden, was wiederum Unfruchtbarkeit (Sterilität) zur Folge haben kann. Bleibt die befruchtete Eizelle in den verwachsenen Eileitern stecken, entsteht eine Eileiterschwangerschaft. Aus der Eizelle entwickelt sich zwar ein Baby, dieses nistet sich jedoch im Eileiter und nicht in der Gebärmutter ein. Das Kind ist dann nicht lebensfähig. Ebenso ist die Mutter gefährdet, da durch die wachsende Schwangerschaft der Eileiter platzen und es dann zu schweren inneren Blutungen kommen kann.

Diagnose

Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Arzt auf Druckschmerz im Unterbauch. Feststellen kann er dies zum einen durch Abtasten der Bauchdecke, zum anderen indem er eine innere Untersuchung durchführt. Dazu führt er zwei Finger der einen Hand in die Scheide ein, mit der anderen Hand drückt er von außen auf den Bauch. So nimmt er die Adnexe regelrecht „in die Zange“, prüft die Druckschmerzhaftigkeit und kann gegebenenfalls eine Schwellung feststellen. Da der unterste Teil der Gebärmutter unmittelbar vor dem Enddarm liegt, kann er mit dem Finger ertastet werden. Sogar eine leichte Bewegung des Gebärmutterhalses ist dadurch möglich. Hier kommt es dann bei einer Adnexitis häufig zu einem sogenannten Schiebeschmerz im Unterbauch.

Auch wird in der Regel ein Abstrich genommen und das gewonnene Material auf Bakterien hin untersucht. Zusätzlich wird oft eine Blutentnahme durchgeführt. Hier sind vorwiegend die Entzündungswerte von Interesse. Mit diesen lässt sich das Ausmaß der ablaufenden Entzündung besser abschätzen. Entzündungswerte sind allerdings oftmals auch unspezifisch, das heißt, sie können auch aus einem ganz anderen Grund ansteigen als angenommen. Dennoch sind sie zur  Diagnosefindung hilfreich, da sehr hohe Werte bei gesunden Menschen fast ausschließlich auf eine bakterielle Infektion zurückzuführen sind.

Manchmal gelingt es trotz all der erwähnten Abklärungen nicht, eine gesicherte Diagnose zu stellen. Dann werden mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung die Adnexe lokalisiert und entzündliche Schwellungen oder Flüssigkeits- und Eiteransammlungen festgestellt. Möglich ist es auch, unter Zuhilfenahme der „Knopflochchirurgie“  (Laparoskopie) die Adnexe direkt einzusehen. Man führt eine Kamera - und wenn nötig auch andere Instrumente - durch kleine Löcher in der Bauchdecke (minimal-invasive Chirurgie) ein, um anhand eines Bildschirms die Bauchorgane einzusehen.

Therapie

Die Behandlung einer Adnexitis erfolgt mit Antibiotika. Je nach Schweregrad empfiehlt es sich, ein oder mehrere Mittel einzusetzen. Lediglich bei ausgedehnter Entzündung mit einhergehendem hohen Fieber verabreicht man Antibiotika auch über eine Infusion. In den meisten Fällen reicht eine durchgeführte Antibiotika-Therapie aus, um die Adnexitis zur Abheilung zu bringen.