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Demenzsensibles Krankenhaus im Visier

(21.05.2019)

Tipps für den Aufenthalt dementer Patienten

Schätzungen zufolge leben 1,2 Millionen Deutsche mit der Diagnose Demenz. Auch ein Teil unserer Patienten ist betroffen. Doch häufig ist eine andere Erkrankung ausschlaggebend für die stationäre Behandlung. Dadurch richtet sich die Aufmerksamkeit vorrangig auf das akute Gesundheitsproblem und nicht auf die Demenz. Franziska Obermeier und René Georgi haben sich in einer Studienarbeit der Frage gestellt, in wie weit die Allgemeinchirurgische Station des Krankenhauses St. Barbara die Kriterien für ein demenzsensibles Krankenhaus erfüllt.

Abteilungen, die im Schwerpunkt ältere Patienten behandeln, haben inzwischen vermehrt mit demenzbedingten Beeinträchtigungen der Kognition zu tun. Dazu zählen vor allem Störungen im Bereich der Wahrnehmung und beeinträchtigte Kommunikationsfähigkeit. Beides führt zu einem erhöhten Zeitbedarf in der Pflege.  Franziska Obermeier, Stationsleitung D2 (in Elternzeit), und René Georgi, pflegerische Leitung ZNA, haben nachgeforscht,  wie man den Krankenhausaufenthalt für Menschen mit Demenz positiv verändern kann. Beide studieren berufsbegleitend an der OTH Regensburg Pflegemanagement.

Zusammen mit zwei Kommilitonen arbeiteten die beiden Pflegefachkräfte unterschiedliche Empfehlungen aus:  Die höhere Einbeziehung von Angehörigen in den Krankenhausalltag wurde als eine Empfehlung ausgewählt. Rooming-in ist bereits im gesamten Haus möglich. Angehörige könnten zudem in Pflege- und Behandlungsabläufe eingebunden werden. Dies hätte den Vorteil, dass der demenzerkrankte Mensch immer eine ihm vertraute Bezugsperson an seiner Seite hat. Das Wissen der Angehörigen, zum Beispiel wie der Betroffene beruhigt oder beschäftigt werden kann, könnte in einem Anamnesebogen abgefragt werden.

Kurztest bei der Aufnahme

Da die Diagnose der Demenz häufig nicht in den Patientenakten auftaucht und damit die Erkrankung zunächst gar nicht wahrgenommen wird, lautet eine weitere Empfehlung, die mögliche Diagnose bereits bei der Aufnahme festzustellen. Verschiedene Kurztests stehen hierfür bereits zur Verfügung.

Außerdem weisen Franziska Obermeier und René Georgi auf eine demenzgerechte Architektur hin, die für ausreichend Helligkeit am Tag sowie Dunkelheit in der Nacht sorgt. Zudem empfehlen sie eine farbliche Gestaltung von Fluren und Patientenzimmern. Farben können zur besseren Orientierung eingesetzt werden. Bei der Möblierung von Patientenzimmern sollte bedacht werden, scharfkantige Materialen zu meiden, sowie ausschließlich Niedrigbetten zu verwenden, die von den Betroffenen selbst leicht zu bedienen sind. Das Badezimmer sollte leicht auffindbar sein. Dies lässt sich ganz einfach und mit wenig Kosten umsetzen, indem man beispielsweise Symbole einsetzt oder Lichtschalter, Haltegriffe sowie den Toilettensitz und die Drückerplatte farbig abhebt. Auch kann hier an den Einsatz von Piktogrammen gedacht werden. Orientierungshilfen, wie beispielsweise Bilder an den  Türen oder auch große Zimmernummern, sind wirkungsvolle Details. Große Kalender und Uhren können dem Patient zeitliche Orientierung bieten.

Um Menschen mit Demenz den Krankenhausalltag angemessen zu gestalten, erschien es der Projektgruppe wichtig, verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Der Einsatz von Musik kann hier positive Effekte haben, zum Beispiel beim Hören von vertrauten Liedern. Eine Kiste oder eine alte Schublade, die mit ungefährlichem Krimskrams bestückt ist, wäre ebenso denkbar. Um an alte Erinnerungen anzuknüpfen, könnten alte Bilder oder Gegenstände, bekannte Düfte und ähnliches in einer „Beschäftigungskiste“ für Menschen mit Demenz gesammelt werden. Diese Kiste kann auf Station aufbewahrt werden und bei Bedarf zum Einsatz kommen.