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Durchkreuzte X Wege
„Fastentücher“, auch „Hungertücher“ genannt, gehen auf den fast 1.000 Jahre alten Brauch zurück, in der Fastenzeit den Altar und das dortige Geschehen mit dem „Fastenvelum“ zu verhüllen. Auf diese Weise bekundeten die Gläubigen ihre Solidarität mit den „Büßern“, die von der Teilnahme an der Eucharistiefeier ausgeschlossen waren und sich durch Werke der Buße intensiv auf die Versöhnung vorbereiteten.
Bei der Komplet (Abendgebet der Kirche) am Mittwoch der Karwoche wurde zu den Worten des Passionstextes „und der Vorhand des Tempels riss in der Mitte entzwei“ das Tuch wieder abgenommen oder fallen gelassen, so dass der Blick wieder frei war für die Feier der „Drei Österlichen Tage“.
„Armenbibel“
Ab dem 12. Jahrhundert wurden die früher schmucklosen Tücher mehr und mehr mit Bildmotiven aus der gesamten Heilsgeschichte ausgestaltet - und damit zum Mittel einer eindrucksvollen bildlichen Verkündigung. Die „Armenbibel“ für die des Lesens unkundigen Menschen war ein wichtiger Zugang zum Mysterium, das da gefeiert wurde. Moderne Fasten- und Hungertücher knüpfen äußerlich an diese Tradition an, haben aber in der erneuerten Liturgie nicht mehr dieselbe Bedeutung. Sie greifen eher aktuelle Themen und Fragestellungen auf.
Die beiden Schwandorfer Künstlerinnen Irene Duscher und Marion Eschenbacher erklären die Überlegungen und Aussage des Bildes 2021. „Wir haben das Thema DURCHKREUTZE X WEGE gewählt. Kreuze sind als Straßen und Wege erkennbar, die sich in sich selber kreuzen oder durchkreuzt werden. Sie sollen den Betrachter anregen, für sich herauszufinden, ob außer DURCHKREUTZEN X WEGEN auch andere Wege erkennbar sind. Mit unserem Werk möchten wir zum Ausdruck bringen, dass nach jedem Lebensweg, egal ob dieser mit oder ohne Corona sein Ende auf dieser Welt findet, Ostern stattfindet und unser Lebensweg im mittleren der drei Kreuze seine Vollendung in der Auferstehung findet.“
Der Betrachter soll sich Zeit nehmen und für sich herausfinden, ob die Pandemie mit COVID-19 sein Leben DUCHKREUZTE X oder sich Wege kreuzten, veränderten, Mut machten. Gab es lohnende Umwege, gute Wege? Wuchsen Gemeinschaften, Familien und Freunde trotz Abstand und Maske wieder einen Schritt zusammen?
Quelle: Irene Duscher und Marion Eschenbecher, Pfarrei St. Jakob Schwandorf